Martin Granadia

Philipp Kaider gewinnt das RAA Extreme

Der Niederösterreicher Philipp Kaider hat heute die 15. Auflage des Race Around Austria presented by evil eye gewonnen. Der amtierende 24h-Weltmeister siegte mit einer Zeit von 3 Tagen 17 Stunden 47 Minuten doch noch klar vor dem Schlüßlberger Mario Thallinger, der eine starke Vorstellung ablieferte. Die beiden Ultra-Athleten lieferten sich bis zum letzten Tag ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beim RAA 1.500er sorgte ein Lokalmatador für einen neuen Streckenrekord.

Das Jahr 2023 entwickelt sich für den Wolkersdorfer Philipp Kaider schön langsam zur Traumsaison für einen Ultra-Radfahrer: Sieg beim Race Around Austria Ende Mai, Ende Juni stellte er mit der Österreich-Durchquerung der 673 Kilometer langen Distanz von Feldkirch nach Nickelsdorf mit 19 Stunden einen neuen Weltrekord auf. Und heute gewann der Semi-Profi, der als Krankenpfleger arbeitet, die 15. Auflage des Race Around Austria, einem der wichtigsten Ultra-Events weltweit. Kaider siegte über die 2.200 Kilometer lange Distanz und 30.000 Höhenmeter mit 3 Tagen 17 Stunden 47 Minuten klar vor dem Oberösterreicher Mario Thallinger (3d20h15m). Rang drei holte in der Raiffeisen Arena im Start- und Zielort St. Georgen im Attergau Daniel Schneider in 4 Tagen 17 Stunden 23 Minuten.

Spannendes Duell an der Spitze

Die beiden Spitzenfahrer des Race Around Austria (RAA) könnten unterschiedlicher nicht sein: Philipp Kaider gilt als ausgewiesener Zeitfahrspezialist, Mario Thallinger ist einer der besten Kletterer der Ultra-Szene, was sein Sieg beim Glocknerman beweist. Auch während des RAA hätten ihre Taktiken nicht unterschiedlicher sein können: Thallinger minimierte in den vier Tagen seine Schlafpausen. "Jede Nacht waren es 20 Minuten", sagte Thallinger im Ziel. Kaider hielt sich an sein minutiöses Schlafkonzept. Nach einem total verregneten Auftakttag waren dann die Sonne und Hitze ständige Begleiter. Bis auf eine Schrecksekunde, die Kaider erwischte: "Bei Mittersill vor dem Paß Thurn kam ich gerade rechtzeitig in das Mega-Unwetter. Da wäre das Rennen schon fast vorbei gewesen." Kaider und Thallinger lieferten sich über die vier Tage ein richtiges Kopf-an-Kopf-Duell: Bis zum letzten Tag lagen bei sämtlichen Zeitstationen immer nur Minuten zwischen ihnen! Großes Pech hatte indes der deutsche Mitfavorit Martin Moritz, der gestern das Rennen wegen Fiebers beenden musste.

Kaider: "Ein Wahnsinnsjahr und Wahnsinnssieg heute"

"Das härtestes Radrennen Europas zu gewinnen ist unbeschreiblich und ich kann es noch nicht in Worte fassen. Das Event strahlt so eine positive Stimmung aus und ist so super organisiert", jubelte Kaider in St. Georgen im Attergau, wo heute mehr als 5.000 Zuschauer:innen erwartet werden. "Das Jahr läuft so super für mich und im Herbst will ich in den USA noch meinen 24h-Weltmeistertitel verteidigen. Das RAA war ein harter Kampf gegen Mario. Da ich 12 Stunden hinter ihm ins Rennen ging wusste ich seine Durchgangszeiten. Seine Pace hat mich schon verwundert; auch weil er so kurze Schlafpausen einlegte. Ich dachte mir, irgendwann muss es ihm doch den Stecker ziehen - das ist dann auch passiert. Ich hatte einen konservativeren Schlafzyklus gewählt als Mario: Die erste Nacht fuhr ich durch, in der zweiten und dritten gab es je 80 Minuten Schlaf und in der vierten Nacht noch 40 Minuten. Das war sicherlich auch das Rezept für meinen Erfolg, auch wenn mein Genick wahnsinnig schmerzt."

Streckenrekord beim 1.500er durch Michael Hofer

Ein unglaubliches Rennen bestritt auch der Lokalmatador Michael Hofer aus Julbach. Mit zwei Tagen, sieben Stunden und elf Minuten unterbot er den bisherigen Rekord vom heutigen RAA-Sieger Philipp Kaider um zwei Stunden und eine Minute. Das Race Around Austria 1.500 führt entlang der grenznahen Straßen rund um Österreich, biegt allerdings nach dem Großglockner Richtung Zell am See und Saalfelden ab. Es ist eine etwas entschärfte Variante zum RAA Extreme, wo die Bundesländer Tirol und Vorarlberg nicht umrundet werden. "Danke, dass ich im B-Block starten durfte. In Arnoldstein hatte ich einen massiven Einbruch und die fantastische Unterstützung in der Fanzone meiner Heimatgemeinde hat mich trotz massiver Probleme ins Ziel getragen. Es ist ein fantastischer Sieg für mich", freute sich Hofer.